Lutz Fritsch                          

von Ort zu Ort, 2006 • in 83 Tagen um die Welt (Kunstmuseum Bochum)

Von Ort zu Ort

(anläßlich der Ausstellung: "und es bewegt sich doch ..." vom 11. Juni. – 3. Sept. 2006 im Kunstmuseum Bochum)


Auf einem blau lackierten Sockel liegt waagerecht ein roter Stab, ganz in Ruhe. Es ist ein lackiertes  Aluminiumrohr, mit einem Durchmesser von 1,2 cm und einer Länge von 1,13 m.
Während der Ausstellungseröffnung wurde der rote Stab von seinem Sockel genommen, in eine Transportkiste (ca.15 x 15 x 120 cm) gepackt und von einem Mitarbeiter von DHL mitgenommen. Von nun an wurde die Skulptur bewegt!
Weltweit, von Ort zu Ort, von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent bis zum letzten Tag der Ausstellung. Erst zur Finissage kehrte sie ins Museum zurück, und wurde wieder auf dem Sockel, den sie 83 Tage zuvor verlassen hatte, aufgelegt. Die Skulptur ist wieder zur Ruhe gekommen, die Ausstellung „und es bewegt sich doch“ ist zu Ende.
In der Ausstellung selbst konnte der Besucher die Bewegung der Skulptur nachvollziehen, imaginär miterleben, indem jeden Tag neben dem verwaisten Sockel eine Information (Bewegungsprotokoll) aushing, wo sich die Skulptur gerade befand, auf welchem Weg sie gerade war.

Wind bewegt die Dinge, versetzt in der Kunst die Mobiles in Bewegung; Elektrizität treibt Motoren an und Künstler haben damit ihre kinetischen Skulpturen in Bewegung versetzt  - LOGISTIK bewegt Dinge: Gerade dieser große Motor interessierte mich, um eine Skulptur in Bewegung zu versetzen. Weltweit, eben vom ersten bis zum letzten Tag der Ausstellung.

So bewegt sich die Skulptur im weltweiten Raum, nicht an einer Stelle im Raum oder auf einem Sockel um die eigene Achse. Sie bewegt sich außerhalb der eigenen Wahrnehmung im weltweiten Raum. Mit DHL habe ich den starken 'Motor' gefunden, durch den meine Skulptur, im Sinne der kinetischen Kunst, die größtmögliche Bewegung im Raum erreicht.



Logistik aber hat ihre eigenen Gesetze: Sie braucht Punkte, an denen Bewegung abnimmt um sogleich wieder in Beschleunigung zu geraten, eben Absender und Empfänger. Das heißt, sie braucht ein Netzwerk, Knotenpunkte, also Adressen als zentrale Eckpunkte, zwischen denen Bewegung stattfindet. Ein solches Netzwerk mit Knotenpunkten bilden die Goethe-Institute, die weltweit ihre Position bezogen haben. Jeder Knotenpunkt ein Standort, eine Adresse in der Welt. Als Adressaten, als Empfänger und Absender, sind die Institute ideale Orte im Raum, an denen die Bewegung der Skulptur sich verlangsamt, um von dort aus wieder beschleunigt zu werden, in dem der Empfänger selbst wieder zum Absender wird - die Skulptur blieb in Bewegung: von Ort zu Ort.





Ein besonderer Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Goethe-Institute und den Mitarbeitern von DHL.

 

Am 11. Juni 2006 verließ die Skulptur das Museum.

  1. In 83 Tagen um die Welt:

  2. Sao Paulo - Rio de Janeiro - Miami - Los Angeles - Sydney - Tokyo - Rom - Moskau - New York - Peking - Johannesburg - Brüssel - Lissabon - Madrid - Amsterdam- Kopenhagen

Am 31. August 2006 kehrt die Skulptur ins Museum auf ihren Sockel zurück.